In den letzten 20 Jahren hat sich das Bild des Parks natürlich immer wieder verändert. Die Tatsache, dass die ältesten Bäume seit der Parkgründung stehen und 130 Jahre alt sind, beeindruckt auch Hans-Ulrich Arnold. Ist es einerseits für uns Parkbesucher:innen traurig erleben zu müssen, wenn zum Beispiel durch Stürme alte Riesen verschwinden, hat Arnold auch für diesen Fall recht tröstende Worte, denn zum einen waren diese Bäume sehr wahrscheinlich nicht mehr gesund und zum anderen, erklärte er, hat es dem Park sehr gut getan, mehr Licht und Luft zu bekommen. „Es ist doch, als hätte einer die Decke weggezogen und die Anlage dadurch an Character gewonnen.“ Alle Menschen, die im Park arbeiten, ihn pflegen und instandhalten, tun das mit einem großen Verantwortungsbewusstsein, gehen sehr behutsam vor und denken sehr sorgfältig darüber nach, was und wie sie es machen, ließ uns Hans-Ulrich Arnold wissen. Zur Baumpflege gehört hier natürlich auch die Pflege der Wege und die Beseitigung von kleinem und großen Chaos nach Stürmen. Sicher ist das schon jedem aufgefallen, wie rasch das vom Bauhof der Stadt immer beseitigt wird, damit ein sicheres Spazieren schnell wieder möglich ist. Arnold mahnt aber in jedem Fall alle Besucher:innen der Parkanlage Absperrungen ernst zu nehmen und achtsam zu sein, um sich vor Unfällen zu schützen.
Es gab aber natürlich auch einen Blick in die Vergangenheit und die Parkgründung, in die Zeit, als Seesen den Tourismus vorantreiben wollte, die Mittel aber knapp waren und man sehr erfinderisch sein musste, um Pläne wie die Anlage eines Parks zum Erholen im Grünen umsetzen zu können. Die Besuche des Sohns unseres ausgewanderten Klavierbauers Heinrich Steinweg, William (später) Steinway, in der Heimatstadt der Familie konnten nur als Segen betrachtet werden, stellte er das Geld zur Anschaffung vieler Bäume zur Verfügung. Sein Wunsch war wohl, dass sie schnell wachsen und rasch Schatten werfen. Ein spannender Prozess, für den extra Kunstgärtner Wolf engagiert wurde und aus dem Stück Land, auf dem früher nur Wiesen und Wasser war, Schritt für Schritt unser heutiger Steinway Park entstand. Dauerhafte Gehölze wie Fichte, Buche und Tanne, genauso Eiche, Ahron und dazwischen immer schnellwüchsige Gehölze wie Birken, Zitterpappeln, Eberesche und Weiden, die mit ihrem Laub für notwendigen Humus sorgten, fanden ihren Platz. Bis die Anlage offiziell zugänglich war, verging noch etwas Zeit. Tatsächlich beobachtete man zuerst das Verhalten der Wildscheine, die sich durch die Gatter buddelten und anzeigten, welche Wege sie einschlagen wollten. Danach entstanden die bleibenden Pfade. Außerdem war es schon damals notwendig die Sprösslinge vor Publikum und grobem Unfug durch Zertreten zu schützen. Wer sich schon immer fragte, was das für ein kleines Häuschen rechts neben der Musikmuschel den Weg hinunter ist, das war die Unterbringung des Parkwärters, den es 1929 noch gab. Seinerzeit stellte er bei der Stadtverwaltung den Antrag, das Häuschen aufgrund beengter Wohnverhältnisse unten in der Stadt als Wohnhaus erweitern zu dürfen. Es ist sicher leicht zu raten, ob dem damals zugestimmt wurde…
Es gab auf dieser Führung unglaublich viel aus Hans-Ulrich Arnolds Nähkästchen zu hören, was nicht selten für Schmunzler sorgte, aber auch viel Ehrfurcht mitbrachte. Zum Beispiel ist es noch gar nicht so lange her, dass die Samen der stattlichen Douglasie den Weg aus Nordamerika in die Welt und auch nach Deutschland fanden. Die Douglasien im Steinway Park gehören zu den Ältesten in der Republik. Vollkommen unbeeindruckt von Krisen und Kriegen, dazu sehr resistent gegen Trockenheit, stehen sie hier. Möge es auch noch sehr lange so bleiben! Und das übrigens, obwohl es Zeiten gab, in denen unsere deutschen Wälder von „fremdem Baumbestand“ aufgeräumt und bereinigt werden sollten. Zum Glück konnte sich diese Anordnung in unserer näheren Umgebung nicht durchsetzen… Hans-Ulrich Arnold kann bestätigen, dass auch für ihn die Veränderungen in der Natur spürbar sind. Früher wurden zum Beispiel im Winter neue Bäume gesetzt, wenn der Boden feucht war und das Wachsen im Februar begann. Über einige Jahre war der Boden nun aber im Frühjahr zu trocken und die Pflanzen vertrockneten, so dass man das Pflanzverhalten anpasste, die Bäume im Herbst setzte, auf Schneewasser und Kühle hoffte, um das Wurzelwachstum voranzutreiben. In dieser kargen Zeit freuen sich nun aber leider am meisten die Tere über Knospen und Triebe zum Wegknabbern. Wir durften verstehen, dass sich wegen des Klimas vieles im Wandel befindet und wir uns anpassen und vor allem mitbewegen müssen, der Schutz der Natur uns alle angeht. Ganz egal, ob sie nun „wild“, oder gepflegt ist, wie der schöne Steinway Park Seesen.